Neue Alben Musik, die das Herz öffnet und Einsamkeit vertreibt
Standdatum: 20. November 2020.
Unsere Musikredaktion hat die drei interessantesten Neuerscheinungen dieser Woche ausgewählt und unsere Autoren Harald Mönkedieck, Wilfried Schäper und Till Lorenzen stellen sie vor: Eine posthum veröffentlichte Kollektion von Songs lässt die Soulsängerin Sharon Jones aufleben. Das Mandelring Quartett spielt seine Lieblingsstücke und Donovan Woods nimmt uns in der Zeit von Corana musikalisch an die Hand und bringt uns durch die Isolation.
1 In Erinnerung an die kraftvolle Sharon Jones

Ihr Erfolg kam erst spät. Umso bedauerlicher ist es, dass Sharon Jones mit nur 60 Jahren am 18. November 2016 ihrem Krebsleiden erlag. Jetzt ist posthum eine Kollektion mit Cover-Versionen erscheinen. Die teils erstmalig veröffentlichten Aufnahmen sind eine wunderbare Erinnerung an die kraftvolle Präsenz der afroamerikanischen Soulsängerin.
Wie klingt's?
Begleitet wird Sharon Jones von der hochgelobten Band The Dap-Kings. Die 13 neu kompilierten Cover-Versionen alter Songs haben die gleiche Retro-Qualität wie ihre eigenen Kompositionen. Party-tauglich und mit einer Art von Kompetenz, die lässig das Erdige betont. Der Kenny-Rogers-Popklassiker "Just dropped in (to see what condition my condition was in)" gibt dem Album den leicht abgewandelten, sperrigen Titel. Das Original von Rogers ist ewig präsent durch den Kultfilm "The Big Lebowski". Die restlichen Cover-Versionen sind eine bunte Mischung von Songs von Stevie Wonder bis Janet Jackson, von Dusty Springfield bis Gladys Knight.
Warum hören?
Wenn gegen Ende dieser kurzweiligen guten halben Stunde mit Sharon Jones & The Dap-Kings die Bob Marley-Rarität "It hurts to be alone" erklingt, dann ist die traurige Einsicht gereift, dass der Verlust dieser Sängerin schmerzhaft bleibt. Man hätte ihr noch einen längeren Weg in der Erfolgsspur gegönnt. Dieses Album erinnert mit Nachdruck an die dynamische Präsenz von Sharon Jones.
2 Das Mandelring Quartett liefert ein Kaleidoskop der Stile

Seit 37 Jahren spielt das renommierte Quartett schon zusammen – und fast genauso lange gehört es zu den besten Ensembles der Streichquartett-Welt. Normalerweise spielen die drei Geschwister Sebastian, Nanette und Bernhard Schmidt sowie Andreas Willwohl das große Repertoire für diese klassische Besetzung von Beethoven bis Brahms, von Schubert bis Schumann. Mit "Pennies from heaven" hat sich das Mandelring Quartett aber einen Herzenswunsch erfüllt: Hier sind jede Menge Zugabe- und Lieblingsstücke zu hören, echte "Schmankerl" zwischen E- und U-Musik.
Wie klingt's?
Mit Tango, Filmmusik, Blues oder auch Klassik ist so ziemlich jedes musikalische Genre auf dem neuen Album des Mandelring Quartetts vertreten. Lustvoll werden hier Grenzen überschritten, und musikalische Scheuklappen kennt das Ensemble nicht. Jeder Titel auf dieser Platte versprüht unglaubliche Spielfreude.
Warum hören?
"Pennies from Heaven" ist eine echte Wundertüte, ein Kaleidoskop der Stile. Allen Stücken gemeinsam ist die extrem hohe Qualität des Quartettspiels und der ebenso hohe Unterhaltungswert. Das ist eine Platte, die Spaß macht, – auch und gerade in diesen Zeiten. "Pennies from Heaven" mit dem Mandelring Quartett ist ein Geschenk des Himmels.
3 Mit Donovan Woods durch die Phasen der Einsamkeit

Sechs Alben hat der kanadische Musiker Donovan Woods bisher veröffentlicht. Schon mehrfach ist er für seine Musik ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem renommierten kanadischen Juno Award. Jetzt ist Album Nummer sieben erschienen und heißt "Without People".
Wie klingt's?
Es ist eine Reise durch verschiedene Phasen der Einsamkeit, auf die uns Donovan Woods mitnimmt. Seine Texte über die verschiedenen Facetten des Alleinseins sind mit schlichten, manchmal pathetischen Gitarren- und Klavierklängen unterlegt.
Warum hören?
Das Album ist eine klangliche und thematische Reise und die Reihenfolge der Songs ergibt Sinn: Die Isolation wandelt sich Stück für Stück zu einem Glauben an eine erfreuliche Zukunft. Nicht verblüffend also, dass Donovan Woods das Album mit dem Song "Whatever keeps you going" beendet: Es wird immer etwas geben, wofür es sich lohnt, weiterzumachen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 16. November 2020, 10:40 Uhr