Neue Alben Soundtrack für den Corona-Winter
Standdatum: 11. November 2020.
Rockiges von Joseph Parsons, eine neue Klangwelt von The Late Call und Songs für den Corona-Winter von Eels. CD-Tipps von Eva Garthe, Till Lorenzen und Harald Mönkedieck.
1 Rockige Songs für die Bühne von Joseph Parsons

Nicht erst, seit er im letzten Jahr eine Live-Radiosession für Bremen Zwei mit seiner Band absolvierte, hat der amerikanische Sänger und Songwriter Joseph Parsons eine solide Fangemeinde in Deutschland. Er lebt auch hier mit seiner Familie, nach Jahren in Niedersachsen mittlerweile in Mecklenburg-Vorpommern. "At Mercy’s Edge" hat Joseph Parsons sein neues Album genannt – und zeigt sich darauf von seiner rockigen Seite.
Wie klingt‘s?
Gitarren prägen das Sound-Geschehen, doch die starke Persönlichkeit des Songwriters im Zentrum dominiert. Parsons hat auch eine verletzliche und sanfte Seite. Hier greift er aber zurück auf seine Rock-Prägung.
Warum hören?
Von einem Land, das seinen Kurs verloren hat, singt Joseph Parsons. Gemeint sind zweifelsfrei die USA. Doch die Musik ist unironisch und uramerikanisch. Er fühlt und er schreibt amerikanisch, doch das Leben um ihn herum ist deutsch. Aus diesem Spannungszustand scheint zumindest ein Teil der Kreativität dieses Songwriters zu entspringen. Seine Songs sind vor allem für die Bühne gemacht. Mögen wir ihnen dort bald wieder begegnen – mit all ihrer Kraft und Dynamik.
Label: Meer Music & Blue Rose Records
2 Einfühlsame Klavierharmonien von The Late Call

Manche Musikerinnen und Musiker schreiben ihre Songs am liebsten auf der Gitarre, andere setzen sich dafür eher ans Klavier. Johannes Mayer alias The Late Call gehörte eigentlich jahrelang zur Gitarrenfraktion. Doch dann war da eines Tages dieses Klavier – und jetzt ein neues Album namens "Your best friend is the night".
Wie klingt‘s?
Zehn Songs mit zwar unspektakulären, aber ausgesprochen einfühlsamen Klavierharmonien. Aufgenommen in der intimen Atmosphäre des legendären Bremer Studio Nord – er allein mit einem Flügel und einem Klavier. Hin und wieder bereichern Bläser, Orgel, Bass und Schlagzeug die klavierdominierten Songs und nehmen ihnen so etwas von der sich manchmal einschleichenden Schwere.
Warum hören?
Es ist spannend, jemandem zuzuhören, der eine für ihn ziemlich neue Klangwelt entdeckt hat. The Late Call und das Klavier: Das könnte eine Beziehung werden, die hält.
Label: Backseat
3 Eels liefern den Soundtrack für den Corona-Winter

Dieses Jahr feiern die Indierocker Eels ihr 25-jähriges Bestehen. Außer Frontmann und Mastermind Mark Everett ist keiner aus der Ursprungsbesetzung mehr dabei. Jetzt stellt er sein neues Album vor: "Earth to Dora" heißt es und ist das mittlerweile 13. Album der Band..
Wie klingt‘s?
Mark Everett schreibt mit Vorliebe Alben über psychische Traumata und persönliche Krisen. Dieses Album aber markiert nun einen willkommenen Bruch. Denn es ist ein überraschend tröstliches Album geworden. So ist das gesamte Album letztlich auf die Überwindung der Krise ausgerichtet, das Licht am Ende des Tunnels und die Hoffnung auf bessere Zeiten. Musikalisch kommt "Earth to Dora" weniger exzentrisch daher als seine Vorgänger. Die Band arbeitet kaum mit Verzerrung, es gibt keine außergewöhnlichen Harmoniewechsel, keinerlei klangliche Experimente. Die Songs verbreiten durchweg eine heitere Ruhe. "Seelenfrieden vor Innovation" scheint Everetts neues Motto zu sein.
Warum hören?
Mit "Earth to Dora" appellieren die Eels an unser aller Durchhaltevermögen und unsere Selbstheilungskräfte. Das Album eignet sich damit perfekt als Soundtrack für den langen Corona-Winter.
Label: E works records / pias
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 9. November 2020,15:40h.