Die Morgenandacht Zeit

Porträt von Jeanette Querfurth

Die Morgenandacht Zeit

"Alles hat seine Zeit" – Das ist einer der bekanntesten und am meisten zitierten Bibeltexte. Und jeder Mensch hat eine Vorstellung von seiner Zeit. Ob er zu viel oder zu wenig davon hat. Pastorin Jeannette Querfurth spricht darüber, wie relativ das persönliche Gefühl von Zeit sein kann.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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"Alles hat seine Zeit" – Das ist einer der bekanntesten und am meisten zitierten Bibeltexte. Und jeder Mensch hat eine Vorstellung von seiner Zeit. Ob er zu viel oder zu wenig davon hat. Pastorin Jeannette Querfurth spricht darüber, wie relativ das persönliche Gefühl von Zeit sein kann.

"Alles hat seine Zeit", und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. "Alles hat seine Zeit" – Das ist einer der bekanntesten und am meisten zitierten Bibeltexte. Doch was ist Zeit?? Schon der Kirchenvater Augustinus wurde angesichts dieser Frage etwas ratlos. Er schrieb im 5. Jahrhundert: "Was ist Zeit? Solange mich niemand danach fragt, ist mir als wüsste ich’s, doch fragt man mich und soll ich es erklären, so weiß ich’s nicht."

Dass Zeit relativ ist, wissen wir in der Theorie spätestens seit Albert Einstein. In der Praxis kann man das im Laufe des eigenen Lebens auch sehr praktisch erfahren. Sitzt man bei der Ärztin und wartet auf das Ergebnis einer Untersuchung, können Minuten zu Stunden werden. Klingelt aber morgens früh der Wecker und man will nur noch ganz kurz dösen, dann rasen die Minuten davon. Auch Menschen unterliegen diesen seltsamen Zeitphänomenen. Waren nicht früher, als man selbst jung war, alle Polizisten, Ärzte oder Pastoren meist relativ alte Männer. Jetzt aber scheinen die Vertreter dieser Berufsgruppen immer jünger den Dienst anzutreten – und dazu sind immer mehr auch weiblich.

So ist es: Wir verwandeln uns mit der Zeit. Und es verwandelt sich auch die Perspektive auf andere Menschen. Zeit ist relativ: So kann es zum Beispiel auch sein, dass einen viele Jahre oder Jahrzehnte vom ersten Schultag trennen. Dann weht von irgendwoher ein bestimmter Duft nach Bohnerwachs oder Leder vorbei und plötzlich sitzt man in Gedanken wieder sechsjährig, aufgeregt und etwas unsicher am ersten Schultag im neuen Klassenzimmer.

Nur eine hauchdünne Membran liegt oft zwischen dem Jetzt und der quicklebendigen Erinnerung an viele Jahre zurückliegende Ereignisse. Es reicht ein Duft, ein Foto oder ein Klang – und die Membran ist fort – Jahre und Jahrzehnte lösen sich sekundenschnell auf. "Alles hat seine Zeit" – sagt der bekannte Bibeltext. Weniger bekannt ist sein Schluss, der meist nicht mehr mitzitiert wird und doch sehr schön und tröstlich ist. "Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in unser Herz gelegt – nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende."

Autor/Autorin

  • Jeannette Querfurth

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