Die Morgenandacht Der Engel auf dem Beifahrersitz

Frauke Löffler
Frauke Löffler

Die Morgenandacht Der Engel auf dem Beifahrersitz

Pastorin Frauke Löffler geht in dieser Woche auf Entdeckungsreise. Sie sucht Engel im Alltag. Heute findet sie einen in ihrem eigenen Auto auf dem Beifahrersitz.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Pastorin Frauke Löffler geht in dieser Woche auf Entdeckungsreise. Sie sucht Engel im Alltag. Heute findet sie einen in ihrem eigenen Auto, ganz plötzlich auf dem Beifahrersitz.

Vor mir parkt ein Lieferwagen halb auf der Straße, halb auf dem Radweg. Ich sitze im Auto und muss dringend zum nächsten Termin. Auto um Auto kommt mir auf der Gegenfahrbahn entgegen und lässt ein Überholen des Lieferwagens nicht zu. Mein Puls steigt. Ich ärgere mich. Als sich eine Lücke anbahnt, die zwar riskant ist, aber vielleicht klappen könnte, schießt ein Radfahrer von rechts auf die Fahrbahn und überholt den Lieferwagen. Wütend will ich mit der Faust auf die Hupe schlagen, da höre ich ein sanftes "Lass ihn!" von der Seite. Ich schaue zur Seite. Da sitzt ein Engel. "Was soll das!", sage ich, immer noch wütend. "Dieser blöde Radfahrer!". "Ja", sagt der Engel und schaut versonnen in den Rückspiegel, da kommt noch einer! Aber du kannst warten!" "Kann ich nicht! Ich habe gleich eine Sitzung, die anderen warten auf mich!" "Doch, du kannst warten! Die anderen sitzen warm und trocken und der Kaffee ist auch fertig. Die können ruhig ein paar Minuten warten." "Aber ich hasse es, zu spät zu kommen!" "Ich weiß! Deswegen sollst du ja warten. Man kann das üben!"

"Zuspätkommen?", frage ich entgeistert. "Nein", antwortet er, "Gelassenheit!". "Aber doch nicht hier, mitten im Straßenverkehr!" "Doch, gerade hier! Du schaffst das! Atme einmal durch!" "Such dir doch jemand anderen zum Gelassenheitüben!", schnaube ich. "Bring doch dem Paketboten lieber die Parkregeln bei!" "Weißt du, der Paketbote steht da gerade vor verschlossenen Türen und das ist ihm heute schon mehrmals passiert. Der Fahrradfahrer muss sein Kind aus dem Kindergarten abholen. Und als er gerade an dir vorbeigeschossen ist, ist da vorn, direkt hinter ihm, jemand über die Straße gegangen. Den konntest du gar nicht sehen. Wenn du losgefahren wärst, wärst du vielleicht auch nicht weit gekommen. Und du kannst warten. Siehst du doch! Und einer muss doch warten, sonst funktioniert es ja nicht!" "Sonst funktioniert was nicht?", frage ich, nicht mehr ganz so wütend. "Alles!" sagt der Engel und zeigt nach vorn. Da ist sie, meine Lücke! Ich will los fahren, schaue noch einmal zur Seite, aber da ist niemand mehr. Ich schüttle den Kopf und fahre los.

In der Bibel wird die Geschichte von Bileam und seiner Eselin erzählt. Gott wollte nicht, dass Bileam los zog und so schickte er einen Engel, der sich in den Weg stellte. Doch nicht Bileam, sondern nur die Eselin sah den Engel. Bileam versucht, sie mit Gewalt weiter zu bringen – so lange, bis er selbst endlich den Engel sieht und anhält.

Manchmal ist es gut, anzuhalten und zu warten. Manchmal ist das auch wichtig, weil es sonst nicht funktioniert. Was wird nicht funktionieren? Na, alles, vor allem das Miteinander! Und manchmal muss es einem ein Engel sagen!

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  • Frauke Löffler

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