Die Morgenandacht Ist es mehr als nur ein Floskel?

Klaus Elfert

Die Morgenandacht Ist es mehr als nur ein Floskel?

Antworten wir immer ehrlich auf die Frage "Wie geht’s dir?" Diakon Klaus Elfert sieht Gründe, warum man mitunter nur höflich mit "Ja" antwortet.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Antworten wir immer ehrlich auf die Frage "Wie geht’s dir?" Diakon Klaus Elfert sieht Gründe, warum man mitunter nur höflich mit "Ja" antwortet.

"Und, wie geht's dir so?" Keine Ahnung, wie oft ich diese Frage schon gestellt habe. Keine Ahnung, wie oft man mir diese Frage schon gestellt hat. Meistens antworten wir dann "gut, danke, und dir?". Kurz, höflich – aber ist es immer wahr? Wenn ich ehrlich wäre, müsste ich oft flüchtigen Bekannten meine Sorgen und Probleme offenbaren. Und das will ich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass "Hallo, wie geht's?" eine ehrlich gemeinte Frage ist. Das ist eher eine Begrüßungsfloskel, die sich gesellschaftlich etabliert hat. Aus wirklichem Interesse fragen doch die wenigsten, wie es einem geht. Eigentlich schade.

Aber ich ertappe mich selbst auch dabei, dass ich erleichtert bin, wenn mein Gegenüber einfach sagt: "Danke, mir geht es gut, und dir?" Warum ich dann erleichtert bin? Es könnte ja sein, dass mein Gegenüber mich in ein ewig langes Gespräch über seine Probleme und Gefühle verwickelt. Dass er mich vielleicht sogar um Rat bittet. Wenn ich dann nur der Höflichkeit wegen gefragt habe, wie es ihm geht, dann kann das echt blöd ausgehen. Dann wird aus meinem beabsichtigten Smalltalk plötzlich ein tiefsinniges Gespräch, in das ich Zeit und Emotionen investieren muss oder besser gesagt investieren darf. Denn aus dem Gesprächsfaden heraus nehme ich am Ende vielleicht selber ganz viel mit. Dann werden wir als Menschen nicht nur Zuhörende, Begleitende sondern oft auch reich Beschenkte.

Ich vermute, es hängt von der Situation ab, in der mir jemand seine Gefühlslage ehrlich offenbart. Und natürlich von der anderen Person. Wenn ich eine gut bekannte Person frage, wie es ihr geht, dann interessiert mich das wirklich. Dann höre ich mir ihre Sorgen gerne an und versuche, ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Da, wo eine Tiefe im Dialog entsteht, bekommen vielleicht auch Glaubensfragen ihren Raum. Zeiten, über Gottes Wirken, seinen Plan für und mit uns Menschen im Austausch zu sein.

Aber wenn ich einen flüchtigen Bekannten auf dem Parkplatz frage, wie es ihm geht, würde er mir dann von seinen Problemen erzählen? Ich wünsche mir nur, dass jeder Mensch auf der Welt mindestens eine Person hat, die ihm die Frage "Wie geht's?" in vollem Ernst und mit aufrichtigem Interesse stellt. Und dass jeder Mensch auf der Welt den Mut hat, dann auch ehrlich zu antworten. An diesem Tag, in dieser Woche könnte es ja schon so weit sein.

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