Die Morgenandacht Gebete geben Halt

Birgit Hosselmann
Birgit Hosselmann

Die Morgenandacht Gebete geben Halt

Für gelernte und frei formulierte Gebete ist Pastoralreferentin Birgit Hosselmann sehr dankbar. Gebete sind für sie wie ein Treppengeländer.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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In der letzten Zeit taucht bei mir in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder die Frage nach dem Gebet auf: Wie hältst Du es damit? Ich selber bin in einer Familie groß geworden, in der das Gebet immer einen großen Stellenwert hatte. Als ich zwei oder drei Jahre alt war, stellte mich mein Opa, der damals schon über 80 Jahre alt war, deshalb sogar einmal in die Ecke. Grund: Ich wollte nicht beten! – Das ist nun fast 50 Jahre her.
Und ich habe das Beten kennengelernt: morgens, mittags und abends. Das klingt jetzt nach Medizin oder nach einem Rezept. Aber da ist auch was dran: Es tat, es tut mir irgendwie gut. Ich wusste immer, da ist jemand bei mir – da ist jemand, der passt auf mich auf. So hatte ich über Jahre mein Morgengebet "Guten Morgen, lieber Gott, gib uns täglich unser Brot, lass uns lachen und nicht weinen, lasse deine Sonne scheinen, bis in unser Herz hinein." Und mittags hieß es: "O Gott, von dem wir alles haben, wir preisen dich für deine Gaben. Du speisest uns, weil du uns liebst; nun segne auch, was du uns gibst. Amen."

Und zum Schlafengehen sprach ich: "Müde bin ich, geh' zur Ruh, schließe meine Augen zu. Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein." Und ich habe auch über diese Gebete nachgedacht: Wenn das Essen nicht schmeckte, kann ich Gott dafür preisen? Und was ist, wenn ich weinen muss… – und will ich immer unter Gottes Beobachtung sein "seine Augen über meinem Bett"? Trotzdem gehörten diese Gebete zu meiner Kindheit, zu unserem Familienleben dazu.

Mein Gebetsleben hat sich seitdem verändert, keine Frage. Heute vertraue ich Gott meine Gebete beim Radfahren oder im Auto an. Gott sei Dank gibt es auch Stoßgebete, die ich immer wieder gen Himmel schicken kann. Und es gibt solche Gebete wie das "Vater unser"… Und ich bin dankbar, dass es diese erlernten Gebete ebenso wie die freien Gebete gibt. Wenn ich heute ältere Menschen besuche und nichts geht mehr, dann klappt noch immer das "Vater unser".

Auch wenn das Gebet nicht mehr so meinen Tag wie als Kind strukturiert, so gibt es mir Halt in meinem Alltag. Es gibt mir Halt, wo andere Worte vielleicht nicht mehr möglich sind. Es ist wie ein Treppengeländer, dass mich auf meinem Weg zu meinem Ziel begleitet. Und ich merke, es geht auch anderen so: Beten – allein oder in der Gemeinschaft, Beten in der Familie oder in der Beziehung. Am Morgen und am Abend, vor und nach dem Essen, mit allen Generationen! Und sie sind stolz darauf! Denn sie merken: da gibt es mehr als ein Du, mehr als ein ich. Da gibt es jemanden, der trägt – durch den Tag, durchs Leben.


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  • Birgit Hosselmann

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