Die Morgenandacht Vergessen
Standdatum: 30. Januar 2023.
Die Morgenandacht Vergessen
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"An der Kraft zu vergessen kann man die Elastizität eines Menschen messen." Das klingt erstaunlich positiv. Der dänische Philosoph, Theologe und Schriftsteller Søren Kierkegaard soll das geschrieben haben. Was meint er damit bloß? Normalerweise wird Vergesslichkeit ja für eine Schwäche gehalten. Auch wenn es den meisten Menschen hin und wieder passiert, dass sie etwas vergessen: einen Namen, einen Termin, einen Sachverhalt. Es ist peinlich, wenn herauskommt, dass man etwas versäumt hat.
Manchmal wird Vergesslichkeit sogar mit Dummheit oder mit Ignoranz gleichgesetzt: Die gelernten Vokabeln zu vergessen ist ungünstig für die Englischklausur und eine Verabredung zu vergessen ist eine Beleidigung. Dabei vergisst man meistens nicht mit Absicht. Es passiert einfach. Aber wenn es passiert, fragt man sich doch selbstkritisch: warum ist es mir passiert? Habe ich die Sache, an die ich denken wollte, nicht ernst genug genommen? Oder sind das womöglich erste Anzeichen einer Krankheit? Es ist unangenehm bei der eigenen Vergesslichkeit ertappt zu werden. Da muss dann eine gute Erklärung her wie: "Ich habe gerade unglaublich viel auf dem Zettel". Oder: "Ich weiß zurzeit nicht, wo mir der Kopf steht".
Klar ist aber: jeder und jede vergisst hin und wieder etwas. Das ist normal.
Neulich musste ich daran erinnert werden, dass ich eine Aufgabe im Büro vergessen hatte. Sie war völlig verschwunden aus meinem Kopf! Ich könnte Gründe nennen. Aber wozu? Ich hab’s vergessen. Ich vergesse immer wieder einmal etwas. Und ich bin dankbar, wenn mich jemand erinnert. Oder wenn jemand es mit Humor nimmt. Oder sagt: „das passiert uns allen gelegentlich“. Da fällt es mir leicht zuzugeben: „Ich hab’s vergessen“. Es ist menschlich.
In der Bibel wird das Vergessen übrigens oft mit dem Abbruch einer Beziehung gleichgesetzt. Zum Beispiel zu Gott. Da geht es nicht um die Pannen des Alltags. Es geht um die Verbindung, die unterbrochen oder gekappt wurde. Da leuchtet es mir ein, dass Elastizität hilft. Eine elastische Verbindung reißt eben weniger leicht als eine starre.
Daher noch ein Zitat: "Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat" (Psalm 103).