Die Morgenandacht Der Kletterturm

Uwe Cassens
Uwe Cassens

Die Morgenandacht Der Kletterturm

Kletterturm statt Kaffeetrinken. So hatte sich Pastor Uwe Cassens den Geburtstag seines Enkels nicht vorgestellt. Aber dann kann er der unverhofften Kletterei doch eine Menge abgewinnen.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Einer meiner Enkel wurde neulich zehn. Oma und Opa waren zur Geburtstagsfeier natürlich eingeladen. Unsere großelterliche Erwartung eines gemütlichen Kaffee-Trinkens wurde schwer enttäuscht: Kein beschaulicher Rückblick voller Dankbarkeit. "Ach, war er nicht süß damals?" – "Und gewachsen ist er in den letzten Monaten!"
Nichts da! Bei unserem Eintreffen stand die Horde der Gäste aus Schule und Nachbarschaft schon gespornt und gestiefelt: Ab in den Kletterpark! Der Kletterturm war die Attraktion. Einen ganzen Nachmittag lang wurde gekämpft, gekrallt, geklettert. Rauf und runter. Was für eine Party! Und mittendrin in diesem Trubel fiel es mir ein: Das Thema für diese Morgenandacht. In der Bibel gibt’s eine Geschichte, in der kommt auch so was wie ein Kletterturm vor:

Jakob ist auf der Reise in ein fremdes Land und übernachtet im freien Gelände. Genau genommen ist er gar nicht auf einer Reise, sondern auf der Flucht vor seinem Bruder Esau. Den hatte er nämlich um sein Recht als Erstgeborener der Familie betrogen. Jakob ist gehetzt, heimatlos und voller Angst vor der Rache seines Bruders. Sozusagen eine psychische Ausnahmesituation. Und da kommt es schon mal vor, dass man komisch träumt. In der Nacht träumt er, der Himmel stehe offen. Eine Leiter führe da hinauf. So ein Quatsch, nicht wahr? Aber es kommt noch doller: Die Engel kletterten da rauf und runter. Immer rein in den Himmel und wieder raus. So wie das auf unserem Kletterturm gewesen sein muss.

Morgens wacht Jakob auf. Und auf einmal wird ihm klar: Das war ja etwas ganz anderes als die wirren Träume, an die wir uns nach dem Aufwachen oft gar nicht mehr erinnern können. Er versteht: Das ist ein Versprechen Gottes: "Ok, Jakob. Du bist wie du bist. Zu Recht auf der Flucht. Ist ja doch ein Trickbetrug gewesen, mit dem du Esau gelinkt hast. Aber ich bin trotzdem für dich da. Der Himmel steht für dich offen. Hab keine Angst."

Die Kinder auf unserem Kletterturm sind nun wirklich keine Engel gewesen. Aber jedes Einzelne, das ich bei seinem Aufstieg mit dem Seil gesichert habe, ist für mich ein Zeichen der Hoffnung. Jedes Einzelne, das beim Abstieg die Klettervorsprünge nicht mehr fand und sich vertrauensvoll in das sichernde Seil fallen ließ, ist so ein Zeichen der Hoffnung, dass Gott immer noch da ist und auch da bleibt. O, Kinder machen viel Stress. Und Ärger. Aber vor allem ist jedes Einzelne ein Hinweis Gottes: "Ihr seid so wie ihr seid. Aber ich bin für euch da! Vertraut mir, so wie Kinder dem sichernden Gurt vertrauen."

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  • Uwe Cassens

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