Die Morgenandacht Selig sind die Toten

Morgenandacht

Die Morgenandacht Selig sind die Toten

Pastorin Inge Kuschnerus erinnert an Wilm Hosenfeld, einen deutschen Offizier, der im besetzten Warschau viele Juden retten konnte. Er selbst starb später elend in einem sowjetischen Gefangenenlager, obwohl sich viele Menschen, gerade die, die er gerettet hatte, auch für sein Leben einsetzten.

Bild: Radio Bremen

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"Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach."
Selig sollen sie sein, die Toten? Ich beerdige als Pastorin nicht selten Menschen, die eigentlich noch leben sollten.  Menschen, die geliebt und gebraucht wurden und werden.

"Selig sind die Toten."
Wer sagt so etwas? Dieser Vers steht im Buch der Offenbarung des Johannes, ganz am Schluss der Bibel. Johannes lebte auf der Insel Patmos und schrieb für Menschen, die verfolgt wurden. Für bedrohte und verängstigte Christen. Er wollte sie mit seinen Worten aufrichten und ihnen Mut machen. 

"Selig sind die Toten."
Ist das eine Vertröstung auf das Jenseits? Vielleicht. Aber was ist schlimm daran, wenn sie Menschen Kraft gibt, so dass sie weiter leben können. Ich denke an Wilm Hosenfeld. Einen deutschen Offizier, der im besetzten Warschau Juden vor dem KZ bewahrte. Er gab ihnen eine Arbeit unter seiner Aufsicht und rettete ihnen auf diese Weise das Leben. Seine Geschichte wurde bekannt durch den Film "Der Pianist". Was im Film nicht mehr vorkommt, ist das Ende des Offiziers. Er starb krank und seelisch gebrochen in einem sowjetischen Lager. Alle Versuche, ihn dort herauszuholen, scheiterten. Auch der Pianist Wladislaw Spilman, den er gerettet hatte, mühte sich vergeblich. Wilm Hosenfeld war ein tief gläubiger Katholik. Sein Schicksal ist grausam. Ich bin mit dieser Geschichte noch lange nicht fertig. Ich werde es wahrscheinlich nie sein. Das ist zu ungerecht, zu gemein. Selig wäre er gewesen, wenn er mit seiner Frau und seinen Kindern hätte leben dürfen. Trotzdem sind die Worte aus der Offenbarung tröstlich.  Sie sind ein Aufstand gegen den Tod. Gegen seine Handlanger unter den Menschen.

"Selig sind die Toten", das bedeutet, ihre Würde ist unzerstörbar. Sie haben ein Leben, das unberührt bleibt. Ihre Geschichte bleibt offen. Die Toten sind zu beklagen. Mancher Tod weckt Fragen, die niemals eine Antwort finden werden. So wie der Tod von Wilm Hosenfeld. Aber sie ruhen – von nun an unberührt von aller Gewalt. "Sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach."

Autor/Autorin

  • Inge Kuschnerus

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