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Der Nachmittag mit Marius Zekri

Die Morgenandacht 64 Worte

Morgenandacht

Die Morgenandacht 64 Worte

Das Vaterunser hat eine große Kraft. Es verbindet Menschen über Grenzen hinweg und bleibt noch präsent, wenn der Kopf schon vieles vergessen hat. 64 Worte von großer Bedeutung.

Bild: Radio Bremen

Informationen zum Audio

Ein Jahr lang habe ich als Seelsorgerin in einer großen Pflegeeinrichtung gearbeitet. In erstaunlich vielen Zimmern habe ich Bibeln auf dem Nachttisch gesehen. Die Pflegekräfte haben mir oft gesagt, wie wichtig das für die Menschen ist. Auf der Station für Demenzkranke haben wir gemeinsam kurze Gottesdienste gefeiert. Schon bald wurde ich wiedererkannt, von Menschen, die sich kaum noch orientieren können. "Hallo Frau Pastorin!" sagt ein Mann im Vorbeischlurfen, der nie an einer Andacht teilgenommen hat. Aber er hat uns singen gehört.

Die Lieder, Gebete und Bibeltexte sind so wiedererkennbar, dass auch ich, die Pastorin, daran erkennbar wurde. Am wichtigsten ist das Vaterunser. Ein Gebet, das viele noch mitsprechen, auch Menschen denen die Demenz schon alle anderen Worte geraubt hat. Manch eine sitzt mit geschlossenen Augen im Rollstuhl dabei, scheinbar ohne etwas wahrzunehmen. Aber beim Vaterunser bewegen sich die Lippen. Welch ein Segen, solche Worte zu haben! Sie müssen nicht erst gefunden werden, sie sind schon da. Das ist, als ob ein Fenster aufginge. Die vertrauten Worte stärken die Seele. Was könnte wichtiger sein in einer Situation, in der alles andere unvertraut wirkt, das eigene Zimmer nicht mehr erkannt wird und die Wege auf dem Flur jeden Tag aufs Neue gelernt werden müssen.

64 Worte hat das Vaterunser im Deutschen. Keins davon ist überflüssig. Im Gegenteil. Jeder Satz hat Gewicht. Das Nachdenken über das Vaterunser findet nie ein Ende. Manche Sätze fordern heraus. "Und führe uns nicht in Versuchung." Das ist so ein Satz, der Fragen aufwirft. Will Gott das etwa?  Menschen in Versuchung führen? Ich kann das Vaterunser trotz aller Fragen immer wieder beten. Denn mein eigenes Leben kommt darin vor, mein Körper, der Essen braucht, genauso wie meine Seele. Sorgen, die sich ungefragt einstellen. Himmel und Erde, das Reich Gottes und mein Alltag – beides wird zusammen in diesem Gebet bedacht. „Vergib uns unsere Schuld“. Da wird nichts schön geredet oder unter den Teppich gekehrt. "Erlöse uns von dem Bösen". Ein Stoßgebet, das zum Himmel schreit. Angefüllt mit all dem, was Menschen quält.

Das Vaterunser steckt randvoll mit Erfahrungen. Es bringt das zur Sprache, wofür uns oft die Worte fehlen. Das Vaterunser verbindet über viele, viele Grenzen hinweg. Christen teilen es miteinander in allen Sprachen und in jeder Art von Kirche oder Gemeinschaft. Das Vaterunser verbindet uns aber auch ganz schlicht, wenn wir es miteinander an einem Krankenbett beten, an einem Grab oder in glücklichen Momenten. Wenn Brautleute in der Kirche um Segen für ihr Leben bitten. Das ist einfach tröstlich und ermutigend. 64 Worte. Mehr braucht es nicht.

Autor/Autorin

  • Inge Kuschnerus