Die Morgenandacht Trauer und Erinnerung

Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Trauer und Erinnerung

Krieg bedeutet immer das Ende der Menschlichkeit, meint Pastoralreferent Andreas Egbers-Nankemann. Es gibt im Krieg keinen wirklichen Sieger.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

Informationen zum Audio

Heute, am 22. Juni, begeht man in Russland, Belarus und in der Ukraine einen sehr schmerzhaften Gedenktag: den Tag der Erinnerung und der Trauer. Erinnert wird an die 27 Millionen sowjetischen Toten während des Zweiten Weltkriegs. Manch neuere Schätzungen gehen sogar von bis zu 42 Millionen Toten aus. Am 22. Juni 1941 griff die deutsche Wehrmacht mit ihren Verbündeten die Sowjetunion an. Das Ausmaß an Zerstörung, Verwüstung, Tod und Traumatisierung war und ist bis heute kaum in Worte zu fassen. Der russische Präsident Boris Jelzin hat am 8. Juni 1996 den "Tag der Trauer und Erinnerung" als Gedenktag eingeführt, der in seiner öffentlichen Wahrnehmung weit hinter dem 9. Mai, dem Tag des Sieges 1945, zurücksteht. Es gibt am 22. Juni weder großartige Paraden noch ist dieser Tag arbeitsfrei. Und leider scheint dieser Gedenktag heute auch hinter vielen anderen Machtinteressen der politischen Elite zurückzustehen.

Täglich liefern uns die Medien Bilder von Tod und Zerstörung. Die Bilder aus der Ukraine erschüttern; sie zeigen die Verzweiflung vieler Kriegsopfer. Und sie führen bei so manchem Betrachter zu Wut, Zorn und Ohnmacht. Eigentlich wissen wir doch aus der eigenen Geschichte, dass Krieg immer zu Tod, Leid und Zerstörung führt. Es gibt im Krieg keinen wirklichen Sieger. Krieg bedeutet immer das Ende der Menschlichkeit. Selbstverständlich hat aus meiner Sicht jede Nation das Recht, sich bei einem Angriff zu verteidigen, auch militärisch. Doch werden überhaupt Alternativen als denkmöglich in Betracht gezogen?

Andererseits erfährt seit Jahrzehnten Mahatma Gandhi mit seinem gewaltfreien Widerstand höchste Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Auch heute setzen sich Friedensforscher und Friedensinitiativen für gewaltfreien Widerstand ein. Unter dem Motto "aktiv gewaltfrei" erläutert zum Beispiel die katholische Friedensbewegung Pax Christi, was darunter zu verstehen ist und wie eine Gesellschaft eine solche Widerstandsform einüben kann. Überrascht hat mich neulich bei einem friedenspolitischen Gedankenaustausch der Beitrag des Friedensforschers Clemens Ronnefeld. Der Wissenschaftler berichtete, dass sich wenige Tage vor dem russischen Überfall noch mehr als 40 Prozent der ukrainischen Bevölkerung für gewaltfreie Formen des Widerstands ausgesprochen hatten. Doch wieder einmal wurden diese Stimmen nicht gehört.

Gerade als Christ sehe ich mich in der Verantwortung und Verpflichtung, aus Liebe zur Schöpfung und zu den Menschen Alternativen zur militärischen Auseinandersetzung zu unterstützen und ins Bewusstsein zu rufen! Jesus selbst soll in der Bergpredigt gesagt haben: "Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben." (Mt 5,5)

Autor/Autorin

  • Andreas Egbers-Nankemann

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

Gesprächszeit mit Hendrik Plaß

Gesprächszeit
Gesprächszeit
  • Gesprächszeit