Die Morgenandacht Die Taube

Wibke Winkler
Wibke Winkler

Die Morgenandacht Die Taube

Pastorin Wibke Winkler freut sich jetzt im Frühling an der wiedererwachten Natur: an Rehen im Unterholz, Amseln und Spatzen vor ihrem Küchenfenster und einem Adler hoch oben in den Lüften. Welche Rolle spielen Tiere eigentlich in den Geschichten der Bibel und der religiösen Tradition? In den Morgenandachten geht sie eine Woche lang auf tierische Spurensuche. Heute: Die Taube.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Eine weiße Taube. Gezeichnet mit wenigen Strichen, schwungvoll im Flug, man sieht ihr die Leichtigkeit an. Im Schnabel trägt sie einen Ölzweig. Ein weltbekanntes Motiv. Pablo Picasso hat es gemalt und der Friedensbewegung geschenkt – die Taube ist zum Symbol geworden. Doch als sie das erste Mal flog, sah es schlimm aus auf der Welt. Alles war überflutet. 40 Tage lang hatte es nur geregnet – so erzählt es die Bibel (Gen 6-9). Und sie erzählt auch, dass Gott selbst diese Katastrophe über die Welt gebracht hat. Weil er zornig geworden war über die Bosheit der Menschen. Nur ein einziger Mensch mit seiner Familie hat die Katastrophe überlebt: Noah.

Als der Regen vorbei war, ließ er eine Taube fliegen. So konnte er erfahren, ob es wieder trockenes Land gab. Die erste Taube kam wieder zu ihm zurück (Gen 8,9). Also ließ er eine weitere fliegen. Auch sie kam zurück – mit einem Ölzweig im Schnabel (Gen 8,11). Land in Sicht! Die Freude muss riesig gewesen sein! Es gab wieder Erde, auf der etwas wachsen konnte! Noch eine dritte Taube ließ Noah fliegen und sie hat sich wohl irgendwo eingenistet, denn sie kam nicht wieder zu Noah zurück (Gen 8,12). Nun konnten auch die Menschen wieder Fuß fassen. Neu beginnen nach der furchtbaren Zeit. Und Gott bereute, was er getan hatte, und gab Noah ein Versprechen: Eine solche Flut sollte es nie wieder geben. Sondern "solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht" (Gen 8,22). Ein Versprechen, dass das Leben neu wird aller Bosheit und Zerstörung zum Trotz.

So ist die weiße Taube, mit wenigen Strichen gezeichnet, ein Symbol geworden gegen Krieg und Gewalt. Denn sie zeigt Gottes geläuterten Willen für die Welt an: Dass wieder etwas wächst und Leben möglich wird – dort, wo Landunter war. "Land in Sicht" – die Taube hält die Hoffnung hoch.

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  • Wibke Winkler

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